Smart Speaker wie der Amazon Echo verbreiten sich viermal so schnell wie das Smartphone in seinen Anfangstagen – schon heute stehen sie in Millionen deutscher Haushalte. Zugleich wächst auch die Bedeutung von Sprachassistenten wie Siri oder Google Assistant direkt auf dem Smartphone. Wir zeigen, wie Sie Ihr Unternehmen fit für das Voice-Zeitalter machen.
Voice Search vs. schriftliche Suche
Ein wichtiger Trend, den Sprachassistenten mit sich bringen, ist das veränderte Suchverhalten der Nutzer: Statt in einer Suchmaschine schriftliche nur einige Keywords einzugeben, fragen die Nutzer ihre Sprachassistenten oft in ganzen Sätzen, etwa „Was ist die größte Stadt der Welt“, „Hast Du einen Tipp für ein indisches Restaurant in Köln?“ oder „Wann öffnet die Stadtbibliothek“? Je nach Studie soll der Anteil der Voice Search an den gesamten Internetsuchanfragen schon bei 20 Prozent liegen -und darauf müssen sich Unternehmen dringend einstellen. Deshalb bildet sich gerade eine neue Disziplin namens „Voice SEO“ aus, was soviel bedeutet wie Suchmaschinenoptimierung für Sprachassistenten. Um bei einer Voice Search ganz oben zu landen, ist es entscheidend, relevante Fragen der Nutzer möglichst exakt vorauszusehen und punktgenaue Antworten zu liefern, rät Markus Siek in der Internetworld. „Die Intention ist bei allen Suchanfragen, egal, ob gesprochen oder getippt, dieselbe: Informationsbeschaffung. Nur ist die Suche viel konkreter. Und genauso konkret sollte auch die Antwort sein. Bei der Suchmaschinenoptimierung für Voice Search ist es deshalb hilfreich, die Frage – oder Fragmente davon – schon im Titel aufzuführen“, so Siek weiter.
Während der Google Assistant auf dem Handy oft immerhin noch eine schriftliche Ergebnisliste anzeigt und es somit sogar möglich ist, schriftliche Anzeigen auf entsprechende Sprachsuchanfragen zu schalten, geben Smart Speaker ohne Display wie der Amazon Echo nur eine einzige Antwort. Das Ziel von Unternehmen muss also sein, in dieser Antwort erwähnt zu werden, und zwar auch korrekt. Das kann beispielsweise für Drive-to-Store-Szenarien wie etwa der Frage nach Unternehmensstandorten (Alexa, wo ist der nächste Starbucks?) oder Öffnungszeiten (Alexa, hat die Apotheke noch auf?) wichtig sein. Um solche Szenarien bedienen zu können, hat sich der Spezialist für Unternehmensdaten YEXT bereits mit Amazon verbündet und gibt Unternehmen dadurch die Kontrolle über Antworten zum Unternehmen, die Alexa gibt. Noch spannender für die Zukunft der Voice SEO ist aber, wie die Sprachassistenten mit komplett generischen Suchanfragen umgehen werden, die keine Unternehmensnamen enthalten. Da das Thema noch sehr jung ist, sollten Unternehmen damit experimentieren, wie sie bei Alexa, Siri und Google Assistant in den Antworten landen, wenn z.B. jemand nach einem Supermarkt oder Modegeschäft in der Nähe sucht.
Eigene Voice-Applikation
Während die Voice-taugliche Suchmaschinenoptimierung künftig zu den Basics im Onlinemarketing gehören dürfte, gehen viele Unternehmen bereits einen großen Schritt weiter und entwickeln eigene Voice-Applikationen. Damit gemeint sind für Sprachassistenten optimierte Programme, die analog zu Apps für Smartphones von Dritten für Systeme wie Alexa oder Google Assistant entwickelt werden können. Allein für Alexa gibt es mittlerweile über 50.000 dieser Applikationen, „Alexa Skills“ genannt. Doch Vorsicht: Eine bereits vorhandene App kann nicht so einfach auf ein Voice-gesteuertes Interface übertragen werden! „Design für die Ohren ist anders als Design für die Augen“, sagt beispielsweise Nick Schwab, einer der weltweit erfolgreichsten, unabhängigen Entwickler von Alexa Skills. Auch der für Alexa zuständige Amazon-Manager Paul Cutsinger betont in einem Blogbeitrag, dass Voice Design ein völlig anderer Prozess ist als eine klassische App-Entwicklung: Wer den Fehler macht, bei seinem Alexa Skill sofort mit dem Coding zu beginnen, hat demnach schon verloren. Voice Design ist demnach ein „iterativer Prozess, der Zeit braucht, um zu verfeinern und richtig zu werden. Sie beginnen mit dem Schreiben eines Skripts – wie Sie sich Ihre Kundeninteraktion vorstellen. Dann lesen Sie das Skript vor und sehen, ob es tatsächlich so klingt, wie Sie es sich vorgestellt haben. Und basierend auf dem, was Sie hören, sollten Sie Änderungen an Ihrem Skript vornehmen, um sicherzustellen, dass eine natürliche und packende Konversation entsteht, um das Ohr des Nutzers zu fesseln“, so Paul Cutsinger. Und nochmal Nick Schwab zum Thema: „In den meisten Fällen sollten Entwickler von Smartphone-Apps den Entwurfsprozess von Grund auf neu starten, um mögliche Verzerrungen, die sie bei der Unterstützung traditioneller visueller Elemente haben, zu beseitigen und sie dazu zu zwingen, sich ganz auf die Schaffung eines idealen Spracherlebnisses zu konzentrieren. Von dort aus kann der Entwickler überlappende Bereiche zwischen seinem vorgeschlagenen Voice UX und seinen bestehenden mobilen Apps identifizieren, um darauf aufzubauen.“
Das neue Interface „Voice“ erfordert in vielerlei Hinsicht ein Umdenken – nicht nur in der Content-Erstellung, sondern auch in der Konzeption von User Experiences und dem Design von Schnittstellen. Tim Kahle hat kürzlich in einem Fachbeitrag interessante Einblicke geliefert, wie seine Voice-Agentur 169 Labs die beliebte App „Quizduell“ auf Alexa gebracht hat. Dabei betont er, dass Alexa-Entwickler heute genauso „Pionierarbeit“ leisten wie die ersten App-Entwickler vor zehn Jahren. Dabei gelte die goldene Regel Voice first. „Das stellt Entwickler von Voice Apps vor eine große Herausforderung: Ohne den Nutzer zu blamieren oder zu übergehen müssen wir ihm möglichst viele Entscheidungen und Auswahlmöglichkeiten, im wahrsten Sinne des Wortes, ‚mundgerecht‘ servieren. Das führte dazu, dass bei Quizduell auf Alexa der Funktionsumfang auf die Grundfunktionen beschränkt werden musste, da es ohne visuelle Anker aus Nutzersicht fast unmöglich ist, den Überblick zu behalten.“
“Transactions on Google” für den Voice Commerce
Natürlich muss die Entwicklung von Voice-Applikationen nicht auf Spiele beschränkt sein. Gerade Google setzt voll darauf, seinen Google Assistant zugleich auch zu einem wichtigen Kanal im E-Commerce auszubauen und Kunden Produkte und Leistungen via Sprache bestellen zu lassen. So bietet das Fernbusunternehmen FlixBus seit dem Deutschlandstart von „Transactions on Google“ im April den Kauf von Fahrkarten über Google Assistant an. Durch den Sprachbefehl „Frag’ FlixBus nach einem Ticket von Hamburg nach Berlin“ vergleicht der Assistent Reiseverbindungen mit dem persönlichen Kalender und schlägt anschließend eine passende Option vor. „Wir möchten unseren FlixBus-Nutzern die beste Reiseerfahrung ermöglichen und setzen hierzu auf innovative und digitale Lösungen. Durch die Integration in Google Assistant können unsere Kunden einfach per Sprachsteuerung die schnellste oder günstigste Verbindung mit dem FlixBus buchen“, so Daniel Krauss, Mitgründer und CIO der FlixMobility GmbH. Den Vorteil von Sprachassistenten hat auch der Carsharing-Anbieter car2go erkannt: Über Google Assistant können Nutzer schnell und unkompliziert ein passendes Auto finden und reservieren. Anschließend werden sie innerhalb der car2go-App zum Auto navigiert.
Auch im Internet der Dinge bzw. im Smart Home hat das Thema Voice riesige Potenziale. Zwar werden Sprachassistenten wie der Amazon Echo oder Google Home besonders häufig zum Abspielen von Musik genutzt werden und dienen somit dem Entertainment, doch ihr volles Potenzial schöpfen sie erst in einem Smart Home aus. „Als zentrale Schnittstelle zwischen Skills mehrerer Smart-Home-Geräte und -Hersteller orchestrieren sie zahlreiche Anwendungsfälle. So kann beispielsweise per Sprache mit ‚Alexa, starte Movie Night‘ in einem Schritt der Fernseher angeschaltet und das Licht gedimmt werden. Digitale Assistenten können so ein kostengünstiger und einfacher Einstieg sein, weitere Smart-Home-Produkte in das eigene Zuhause einzubinden,“ sagt Smart-Home-Expertin Yasmin Richwien von Mücke, Sturm & Company.
Sprechen Sie uns an
Wir von Appmatics helfen Ihnen und Ihrem Unternehmen gern, Ihre Voice-Applikationen zu testen. Derzeit entwickeln wir unser Testing für Voice Produkte weiter. Neben dem Voice-UI und -UX Testing in realen Nutzungsumgebungen erstellen wir für Sie maßgeschneiderte Befehls- und Intent-Vorlagen. Gerade auch in Hinblick auf die Integration ins Smart Home bieten wir Ihnen die Möglichkeit die Produkte in unseren IoT-Räumlichkeiten zu installieren und von uns testen zu lassen. Somit sorgen wir auch in Sachen Voice dafür, ein optimales Endprodukt zu erhalten. Mit unserem (Voice) User Experience Testing können wir Ihnen einen wertvollen Blick von außen liefern, wie das Nutzungserlebnis Ihrer digitalen Services wirklich ist. Sprechen Sie uns einfach an!