Hallo Philipp,
schön, dass du dir Zeit nimmst einige Fragen zur UI Analyse zu beantworten:
Frage 1: Wie seid ihr zu der Produktidee gekommen?
Die Ideenfindung war eher ein fortlaufender Prozess. Unsere Kernkompetenz, mit der Appmatics gegründet wurde, ist das funktionale Testing von mobilen Apps. Im Testing der Apps unserer Kunden ist uns immer wieder aufgefallen, dass es in Bezug auf das User Interface oft erhebliche Abweichungen von den Vorstellungen von Apple und Google gab. In der heutigen Zeit können sogar zwei Klicks den Unterschied zu guter Usability machen.
Also haben wir uns hingesetzt, die Vorgaben von Apple und Google genau analysiert und daraus unsere UI Analyse gebastelt. Ziel dieser Analyse ist es Schwachstellen in der Umsetzung der Human Interface Guidelines und Material Design aufzudecken, sodass unsere Kunden diese Vorgaben besser in ihren Apps umsetzen können, was schlussendlich zu einer nahtlosen Integration der App in die Betriebssysteme führt.
Frage 2: War das Produkt von vornherein klar, oder musstet ihr Umwege gehen und Dinge ausprobieren?
Umwege gehen und Dinge ausprobieren gehört zur DNA von Appmatics. So war es auch bei der UI Analyse. Die anfängliche Challenge war, dass wir die Vorgaben von Apple und Google abstrahieren und in unseren „Appmatics Style“ umformulieren mussten. Das sollte uns helfen eine Struktur in die Analyse zu bekommen.
Daraufhin mussten wir uns allerdings überlegen, wie wir die Ergebnisse der Analyse am besten darstellen. Die Lösung war eine Google Präsentation, in der jeder Test Case eine eigene Folie bekommt. Zusätzlich haben wir auf jeder Folie der Präsentation Navigationselemente in Form von Buttons eingebaut, die dann zu der gewünschten Folie weiterleiten. Somit kann man heute unbeschwert durch die Präsentation navigieren und direkt zu den Cases gelangen, die man sich im Detail anschauen möchte. Ich lehne mich hier gerne ein bisschen aus dem Fenster, aber das ist „Convenience Faktor: Next Level“.
Frage 3: Worin musstet ihr euch fortbilden?
Puh, Präteritum ist hier glaube ich nicht die richtige Zeitform. Die Fortbildung ist nie abgeschlossen. Wir mussten uns tiefer in die grundlegenden Prozesse des UX und UI Designs einarbeiten. Allerdings hatten wir durch unsere Erfahrungen im manuellen Testing mit diversen Agenturkunden schon einen entscheidenden Vorteil. Da wir häufig Teil von Sprint Reviews und Plannings waren und immer noch sind, bekommt man schon ziemlich viel mit. Aber das reicht selbstverständlich nicht aus.
UX und UI Design entwickeln sich stetig weiter; da muss man am Ball bleiben. Für dieses Jahr stehen weitere Fortbildungen an. Zum Beispiel werden wir uns intensiver in das Thema User Experience Testing einarbeiten, beispielsweise mit dem CPUX Zertifikat. Aber auch ein UI Design Bootcamp bei Carreerfoundry oder Ironhack sind im Gespräch. Fakt ist, dass wir uns noch mehr Knowhow aneignen möchten.
Frage 4: Was möchtet ihr in der Zukunft noch angehen?
Wo fange ich da an: Also derzeit bieten wir die UI Analyse für mobile Apps an. Ein großer Meilenstein für dieses Jahr ist die Erweiterung auf Webseiten und progressive Web Apps. Hierzu wird es dann im Laufe des Jahres einen ersten Prototypen geben. Des Weiteren möchten wir den Output der UI Analyse für mobile Apps noch ausbauen.
Ende 2020 haben wir eine Sketch Library gebaut, mit der wir die Möglichkeit haben zu allen Vorgaben von Apple und Google konkrete Screens zu bauen. Diese Screens nennen wir „Best Practices“, da sie alle Vorgaben korrekt umsetzen. Unser Team arbeitet fortlaufend daran unsere Sketch Library weiter auszubauen, um unseren Kunden einen noch besseren Input liefern zu können.
Frage 5: Welchen Nutzen bzw. welche Vorteile bringt die UI Analyse?
Betrachten wir es mal aus der Sicht der Nutzer*innen. Wenn ich eine App zum ersten Mal öffne und zum Homescreen gelange, muss ich mich direkt zurechtfinden können. Wenn die neue App, die ich mir gerade heruntergeladen habe, genau die Bedienelemente aufweist, wie meine System-Apps, dann lerne ich die Bedienung der neuen App wesentlich schneller. Und genau das ist das Ziel unserer UI Analyse. Wir möchten unseren Kunden helfen, dass ihre Apps möglichst nahtlos in die jeweiligen Betriebssysteme eingebunden werden, um den Nutzer*innen das Leben ein bisschen leichter zu machen.
Frage 6: Design ist eine sehr subjektive Disziplin. Inwieweit macht eine standardisierte Analyse Sinn?
Das ist eine gute Frage und ich habe gehofft, dass Sie kommt. Um den Nutzer*innen eine App zur Verfügung zu stellen, die sie gerne benutzen, sind eine Vielzahl von Schritten notwendig. Was in der Konzeptions- und Designphase häufig nicht zu 100% bedacht wird, ist das Zusammenspiel zwischen App und System. Und genau da kommt unsere UI Analyse ins Spiel. Auch ein erfahrener UI/UX Designer hat nicht immer alle Vorgaben von Apple und Google auf dem Schirm. Somit können wir mit unserem standardisierten Verfahren helfen die Herstellerrichtlinien einzuhalten, Entwürfe gegebenenfalls anzupassen und somit für eine nahtlose Integration der App in das Betriebssystem sorgen. Die Nutzer*innen wird das am Ende freuen, da ihnen die Bedienung der App aufgrund der Erfahrungen mit dem Betriebssystem leichter von der Hand geht.
Frage 7: Wem könnt ihr mit dem Produkt helfen?
Am besten eignet sich unsere Analyse für Unternehmen, die mit ihrer App gerade im Stadium der Qualitätsabnahme sind und Wert darauflegen, dass die Human Interface Guidelines (iOS) und Material Design (Android) korrekt umgesetzt werden. Die UI Analyse ist gerade dann interessant, wenn ein Unternehmen keine eigene Design Abteilung hat und den Design Prozess auslagert. Wir können helfen eine zusätzliche Sicherheit zu schaffen und zu evaluieren, ob das UI optimal in das Betriebssystem eingebunden ist. Doch auch für Design Agenturen ist die UI Analyse geeignet. Nehmen wir mal an man arbeitet gerade an einem Style Guide oder einer Design Library für einen Kunden. Holt man uns frühzeitig mit an Bord können wir von Anfang an sicherstellen, dass alles konform ist mit den Vorstellungen der großen Tech Giganten. Das kann hintenraus natürlich Zeit und kosten sparen und hat den schönen Nebeneffekt, dass das generelle Vertrauen gegenüber dem Style Guide oder der Design Library gesteigert wird. Egal ob Product Owner, Interaktions-Designer, Qualitätssicherer oder auch Entwickler; die UI Analyse kann jedem helfen ein besseres Produkt zu „delivern“, wie man so heutzutage schön sagt.