In Zeiten von Kontaktverbot, Social Distancing und #StayHome ändert sich auch das Aktivitätsverhalten der Menschen. Wer zuhause bleibt und Homeoffice macht, dem fehlt die normale tägliche Aktivität, die Fahrradfahrt zum Büro, das Treppensteigen zum Kunden. Fitness- und Health-Apps sind da ein großer Motivator. Doch für Entwickler und Tester haben diese Anwendungen besondere Tücken. Welche das sind und wie wir ihnen bei Appmatics begegnen, erläutern wir in diesem Beitrag.

 

Was Health-Apps so anspruchsvoll macht

Health- und Fitness-Apps bedienen sich der gesamten Bandbreite technischer Funktionen eines Smart Device und werden auch Cross Device, also über verschiedene Geräte hinweg, verwendet. Entwickler müssen hier also viel Feinarbeit leisten – Tester müssen alle möglichen Use Cases bedenken. Beginnen wir einmal mit den technischen Funktionen, derer sich eine Fitness-App bedient:
Fitness-Apps nutzen verschiedene Sensoren und Sender eines Smartgerätes, dazu gehören beispielsweise GPS, um zurückgelegte Distanzen oder überwundene Höhen von Usern zu messen. Mittels Gyrosensoren werden Schritte gezählt und Aktivitäten wie Gehen, Fahrradfahren oder Joggen abstrahiert. Diese beiden Funktionen hat inzwischen fast jedes moderne Smartphone. Aber nicht jeder trägt nur ein Smartphone mit sich: Smartwatches werden besonders für Hobby- und Amateursportler immer beliebter. Diese haben Funktionen wie den Pulsmesser und zusätzliche Gyrosensoren, die ein erweitertes Aktivitätstracking ermöglichen.

 

Die Anforderungen für Health-Apps auf Smartwatches

Bei den Smartwatches wird es schon bei der Hardware knifflig, denn die Geräte sind sehr viel kleiner als Smartphones. Das bringt Herausforderungen mit sich, z.B. dass Apps besonders energiesparend sein müssen, denn die Akkukapazitäten sind begrenzt, genauso wie die Möglichkeiten der Konnektivität: Hersteller müssen sich meist für einen Sender entscheiden. Konnektivität muss für eine Fitness-App außerdem auf verschiedenen Ebenen gewährleistet werden:

Zuerst die Verbindung vom Server zum Client (Android/iOS), dann die Kommunikation von Client und Smartphone und schließlich die Kommunikation von Smartphone und Smartwatch. Dabei sind auch unterschiedliche Verbindungstypen involviert. Daten werden auf das Smartphone in der Regel mit WLAN übertragen, vom Smartphone zur Smartwatch mit Bluetooth.

Da Smartphones beim Training nicht immer mitgeführt werden, sollte die Smartwatch und die App auch ohne Kontakt zum Smartphone funktionieren, also Daten sammeln und sie später über das Smartphone an den Server zur Auswertung übergeben.

 

Vom User her gedacht – Grundlagen für das Testen von Fitness-Apps

Um die Funktionalität einer Fitness-App zu testen, kreieren wir als Tester verschiedene Nutzungsszenarien. Hier einige Beispiele, um verständlich zu machen, welche Herausforderungen besonders das Cross Device Testing mit sich bringt:

  • User gehen mit Smartwatch joggen, das Smartphone bleibt aber zu Hause:In diesem Use Case werden zum Beispiel die Stand-Alone-Fähigkeit der App auf der Smartwatch getestet sowie die grundlegenden Funktionen GPS, Pulsmesser und die spätere Datenübertragung.
  • User sind im Fitnessstudio mit Smartwatch, das Smartphone liegt im Spind:

Hier wird neben der Funktionalität der Smartwatch-Sensoren getestet, wie App und Smartwatch reagieren, wenn Verbindung häufiger abreißt und wiederhergestellt wird oder ob auch wirklich die Daten vom tatsächlich genutzten Gerät zur Evaluation verwendet werden, wenn beide Geräte am selben Standort aktiv sind.

  • User gehen mit Smartphone und Smartwatch joggen:

Dieser Use Case hat verschiedene Varianten: Was passiert, wenn eines der beiden Geräte ausfällt, zum Beispiel der Akku leer wird? Trackt hier das noch aktive Gerät die Aktivität weiter, werden das GPS des aktiven Gerätes automatisch als Ersatz genutzt? Kommt es zu Störungen, wenn der Kontakt unterbrochen wird?

 

Testing auf realen Geräten

Haben wir alle möglichen Use-Cases durchdacht, beginnen wir mit dem Testing auf unterschiedlichen Geräten, Betriebssystemen (und verschiedenen Versionen dieser) in diversen Nutzungsszenarios. Das Testen betrifft hier beide Gerätearten: Smartphones und Smartwatches. Um eine große Bandbreite abdecken zu können, testen wir eine Fitness-App mit etwa fünf bis zehn Smartwatches und einer ganzen Bandbreite von Smartphones diverser Hersteller im Realbetrieb.

Das Hauptaugenmerk liegt dabei aber nicht nur auf den Funktionen des laufenden Betriebes, wie dem Aktivitätstracking und dem Nutzen der vorhandenen Sensoren sowie dem Betrieb bei guter, schlechter oder gar keiner Internetverbindung. Es umfasst auch die Aspekte des User Interfaces: Denn Installation und Einrichtung der Apps auf den verschiedenen Geräten, die Registrierung und das Log-In stellen wichtige Schritte in User Story dar.

 

Fazit: Fitness- und Health-Apps sind die Krönung von Entwicklung und Testing

Kaum eine andere Kategorie von Apps bedient so viele verschiedene Funktionen von Smartphones und Smartwatches und verlangt so große Empathie für die User und deren Lebenswelt in der Entwicklung. Dementsprechend ist auch das Testing einer Fitness-App um ein Vielfaches vielschichtiger als das einer gewöhnlichen App. Nach unserer Erfahrung funktioniert es auch nur, wenn es mit echten Devices in der jeweiligen Situation getestet wird.

Virtuelles Simulieren kann besonders bei dieser Form von Nutzeraktivität und den verschiedenen involvierten Geräten nicht abbilden, wie eine App und die Smart Devices tatsächlich miteinander, untereinander und mit dem User interagieren. In Zeiten wie diesen, wenn sportliche Aktivität viel größere Bedeutung für körperliche und geistige Gesundheit gewinnt, steigt die Nachfrage nach Health- und Fitness-Apps. Umso wichtiger ist es, dass gerade bei steigender Nutzung eine App ihren Mehrwert beim User störungsfrei entfaltet und Hersteller nicht erst jetzt durch negatives Feedback über Fehler stolpern, unter denen die Bewertung der App und damit der Zugang zum Mark leidet.